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In Gedenken an Jutta Lampe

Von Johanna Wokalek.

Ich schicke August Diehl eine SMS: …Ich muss an unsere Proben für die „Möwe“ am

Rosenhügel denken: Walter Schmidinger, Gert Voss, Luc Bondy, Ignaz Kirchner, Urs Hefti und jetzt Jutta Lampe, alle verstorben…

Es war im Mai als die Proben für „die Möwe“ begannen. Der Flieder blühte jedenfalls schon und es war sehr warm. August Diehl und ich waren sehr jung und sehr aufgeregt.

Alle waren aufgeregt, auch die, für uns damals, „Alten“. 

Wir wussten, dass es ein Fest war in dieser Konstellation zusammenzukommen.

In einem roten Samtsessel, seitlich im Halbdunkel der Probenbeleuchtung, saß Jutta Lampe. Ich hatte sie übersehen als ich in meiner Aufregung in die Halle der Probebühne gestürmt war. Ich habe sie erst entdeckt, nachdem ich alle anderen schon begrüßt hatte. 

Also ging ich zuletzt auf sie zu und daraufhin der Königinnenmoment: Ich strecke ihr meine Hand entgegen, sie nimmt sie nach einem leichten Zögern entgegen und ihre großen, so unglaublich runden Augen blicken, obwohl sie sitzt! ein wenig von oben auf mich herab und – – – sie spricht: „Du darfst auch Du zu mir sagen.“

In diesem Moment erfand Jutta Lampe das „Du“ mit kleinem Höhenunterschied und einer Armlänge Distanz. Es war eigentlich ein ins „Du“ kostümiertes „Sie“ mit Hofknicks meinerseits! 

Die Königin ist tot und auch der Flieder ist verblüht.

Wer weiß, ob jemals noch jemand ein solches Fest zustande bringt, auf dem solche Kaliber gemeinsam das Tanzbein schwingen? Ich kenne ein paar, die mittanzen würden! 

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